Im Rahmen eines EU geförderten Projektes und unterstützt durch LEADER-südburgenland plus haben wir im Rohrer Moor eine barrierefreie Freizeitattraktion geschaffen mit dem Ziel, dass Menschen mit visuellen, akustischen und mobilen Beeinträchtigungen und Behinderungen sowie altersbedingten gesundheitlichen Veränderungen aktiv ihre Freizeit in der Natur selbstbestimmt genießen können.
Während der Umgestaltung wurden wir von Experten des Verbandes für Menschen mit Behinderung (ÖZIV Burgenland) begleitet, da wir eine Gütesiegel-Zertifizierung anstreben.
Was wurde getan
- Alle Brücken wurden verbreitert, damit sie für Rollstühle und Kinderwägen bequem befahrbar sind.
- Wege wurden zum Großteil begradigt, der Boden wurde gefestigt und eine behindertengerechte WC-Anlage aufgestellt.
- Barrierefreie, höhere Sitzmöglichkeiten bei den einzelnen Erlebnisstationen erleichtern jetzt das Niedersetzen und Aufstehen. Rollstuhlfahrer*innen können sich mitten ins Geschehen stellen und stehen nicht mehr am Rande einer Gruppe.
- Taktile Informationstafeln mit erhabenem Druck und in Brailleschrift machen es nun auch sehschwachen und -behinderten Menschen möglich, Informationen und Wegbeschreibungen zu ertasten. Tastbare Leitstreifen mit Noppen, Rillen, Dreiecken u.a. verdeutlichen z.B. die einzelnen Schichten des Moores oder lassen erspüren, welche Stationen barrierefrei sind.
- Durch QR-Codes auf den Tafeln, die zu barrierefreien Informationsseiten auf der Website führen, können sich sehschwache und -behinderte Menschen Texte vorlesen lassen und sich so besser orientieren.
- Die bestehende Website wurde gemäß der WCAG 2.2. Richtlinie (Web Content Accessibility Guideline) größtmöglich barrierefrei umgestaltet. Sie kann nun mit Tastatur bedient und von einem Screenreader vorgelesen werden. Somit ist auch unsere Website digital für alle Menschen zugänglich.
- Aus Drohnenaufnahmen wurde ein virtueller Rundgang durchs Moor programmiert und auf die Website gestellt. Jetzt können sich Interessierte vorab über das Rohrer Moor informieren und sich ein Bild von den barrierefreien Gegebenheiten und dem Umfeld machen.
- Ein behindertengerechter digitaler Outdoor-Infopoint wurde mit einer akustischen Säule und einem Touchscreen ausgestattet. Auf dem Touchscreen können sich Interessierte den virtuellen Moor-Rundgang ansehen oder ihr Wissen bei einem barrierefreien Moor-Quiz testen. Auf der akustischen Säule sind Hörtexte über das Moor abrufbar.
- Alle Beteiligten wurden in einer Schulung durch den ÖZIV Burgenland auf den richtigen Umgang mit behinderten oder älteren Menschen sensibilisiert.
- Bei den Schau- und Informationstafeln wurde für Rollstuhlfahrer*innen auf eine gut unterfahrbare Höhe von mind. 80 cm und einer Bedienhöhe von max. 120 cm geachtet.
Natur ist grenzenlos
Zusätzlich zu unseren Aktivitäten für den Natur-, Arten- und Klimaschutz liegt uns die Inklusion sehr am Herzen.
Durch die barrierefreie Umgestaltung haben wir nun Rahmenbedingungen geschaffen, damit sich Menschen mit Behinderung bzw. mit altersbedingten körperlichen Veränderungen aktiv am Gemeinschaftsleben beteiligen können.
Für ein gelebtes Miteinander
So entstand rund um das größte Niedermoor im pannonischen Raum ein Ort der Begegnung. „Wir haben hier in Rohr einen Naturschauplatz des gelebten Miteinanders geschaffen“, betont Obmann Gernot Kremsner und Projektleiterin Mag. Helga Galosch ergänzt, dass der Erlebnisweg für alle Menschen zugänglich sein soll - ohne Einschränkungen - für eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung im Lebensraum Moor.
Barrierefreiheit ist weitreichender, als es auf den ersten Blick scheint
Behinderungen hängen nicht nur mit Unfall, Krankheit oder Veranlagung, sondern auch mit altersbedingten körperlichen Veränderungen zusammen. Laut Statistik war das Burgenland 2021 jenes Bundesland mit dem höchsten Anteil von alten Menschen in Österreich, nämlich 23 Prozent.
Ca. 18,4 % der österreichischen Bevölkerung leben mit einer Behinderung, das sind hochgerechnet ca. 1,3 Millionen Menschen. Davon ca. 21.000 im Burgenland.